GIS als räumliches Denken in der Geographie

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Namen und postalische Adressen

Orte durch Benennung und Beschreibung identifizieren und lokalisieren zu können gehört zu den ältesten Kulturtechniken der Menschheit. Wir haben gelernt, dass geographische Informationen sich von anderen Informationstypen durch das Benennen eine räumlichen Komponente unterscheiden (Abb. 25).

Abbildung 25: Orte haben eine absolute Lage im Raum. Die Verortung mit Namen nutzt kognitive Fähigkeiten, Wissen und Interpretation der Betrachtenden. Unterschiedliche Ortsnamen zeigen die Wandelbarkeit nicht nur in geschichtlicher Hinsicht sondern auch aktuell. Dreisprachige Straßenbeschilderung im Grödnertal (Südtirol) in Ladinisch, Deutsch und Italienisch.Abbildung 25: Orte haben eine absolute Lage im Raum. Die Verortung mit Namen nutzt kognitive Fähigkeiten, Wissen und Interpretation der Betrachtenden. Unterschiedliche Ortsnamen zeigen die Wandelbarkeit nicht nur in geschichtlicher Hinsicht sondern auch aktuell. Dreisprachige Straßenbeschilderung im Grödnertal (Südtirol) in Ladinisch, Deutsch und Italienisch. (Behrendes 2010)

Die Kombination von Namen und Ziffern, Deutschhaustrasse 10 in 35032 Marburg ist die postalische Kodierung für das Gebäude des Fachbereichs Geographie in Marburg. Auch wenn nicht alle Menschen eine auf diese Weise verschlüsselte Raumposition entschlüsseln können, gibt es ein weltweites Netz von „Experten“, die mit Hilfe dieser Kodierung einen Brief des Reisebüro Maluti Travel & Tours in Maseru, Lesotho zum Deutschen Haus in Marburg transportieren können. Umgekehrt gibt die Kodierung „Maluti Travel & Tours, POB 14889, 0100 LNDL Building, Kingsway, Maseru Lesotho“ die Raumposition dieses Reisebüros an. Vielleicht kennen Sie aus Interesse oder Zufall die geographisch kodierte Position des Deutschhauses in Marburg, die Positionsangaben des LNDL Building in Maseru kennen Sie jedoch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht. Wiederum kennt auch der Postbote sicher nicht die geographischen Koordinaten der Empfängerorte, die er tagtäglich bedient – dennoch kommt die Post (meist) zuverlässig an ihrem Bestimmungsort an.

Das räumliche Referenzierungssystem hierfür funktioniert anders als über geographische Koordinaten, nämlich über Namen; es ist eine Kette von Namenskodierung vom Nationalstaat über die Region bis hin zum Gebäude. Wenn sich dieser Name ändert, wie beispielsweise von Karl-Marx-Stadt in Chemnitz, bleibt selbstredend der geographische Raumbezug erhalten. Natürlich gibt es Ortsnamen, die vielfach vorkommen, so z.B. London oder Neunkirchen. Eine eindeutige Referenzierung nach dem vorgestellten System ist nur dann möglich, wenn der Ortsname eindeutig durch ein übergeordnetes Zuordnungssystem identifiziert werden konnte. Die wichtigste Schlussfolgerung ist, dass in GI-Systemen zur Vermeidung von Redundanzen, Fehlern und Unsicherheiten zur Referenzierung unbedingt ein möglichst allgemeingültiges, zweckdienliches System verwendet werden sollte.

Exkurs: Von Ortsnamen zu einem System der Orte... (Klicken Sie hier für mehr Informationen)

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Allen geographischen Informationen liegt eine eindeutige räumliche Zuordnung zugrunde.

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  • Kann nach Ihrem bisherigen Wissen ein GI-System mit einer Verortung durch Namen bzw. Adressen sinnvoll funktionieren?
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