Eignungsanalysen - Raumanalysen mit konkurrierenden Kriterien und Zielen
Am leichtesten lassen sich die Anforderungen kombinierter Kriterien zur Findung räumlicher Merkmalskombinationen anhand eines Fallbeispiels erarbeiten. So skizziert "Fallbeispiel St. Gittal". die Frage „Welche Flächen der Gemeinde von St. Gittal eignen sich für die Wiederansiedlung eines großen Raubtieres?“ (vgl. (KORA 2005); (Baumgartner 1995)) die Anforderungen und Komplexität von Eignungsanalysen und den Wirkungen der daraus abgeleiteten Entscheidungen bzw. Handlungsempfehlungen anschaulich. Die Grundlage einer derartigen Abfrage sind räumliche Suchtechniken basierend auf unterschiedlichen Kriterien. Eine einfache Suche nur mit einem Suchkriterium („Welche Gebiete von St. Gittal sind mit Wald bedeckt?“) ist meist nicht ausreichend. Erst die Kombination mehrerer Suchkriterien führt zu Lösungsvorschlägen die dann bewertet werden müssen. Ein GIS ermöglicht solche Kombinationen durch die Verschneidung mehrerer Informationsebenen. Erst die Überlagerung von Informationen z. B. zum Bodentyp, der Vegetation und Topographie erlaubt es die gestellte Frage zu beantworten. Der Begriff Eignungsanalyse bezeichnet die Suche nach Standorten oder Räumen, die sich durch eine Kombination bestimmter Eigenschaften auszeichnen. Das Resultat einer Eignungsanalyse ist häufig eine Eignungskarte. Sie zeigt in Form einer thematischen Karte, welche Standorte oder Räume sich für die vorgegebene Nutzung besonders gut eignen (z. B. landwirtschaftliche Eignungskarte). Die negative Variante der Eignungskarte ist die Gefährdungs- oder Gefahrenkarte. Sie scheidet Gebiete aus, die aufgrund gegebener Kriterien einer bestimmten Gefahr besonders ausgesetzt sind (z. B. Lawinengefährdungskarten).
Die Eignungsanalyse wird vielfach eingesetzt zur Unterstützung der
Entscheidungsfindung in Planungsprozessen, z. B. in der Umweltplanung. Dabei
gilt es oft abzuklären, wo der geeignetste Standort für ein bestimmtes Objekt
liegt (z. B. für ein Kraftwerk, eine Seilbahn, ein Naturschutzgebiet). Für die
Entscheidungsträger der Gemeinde St. Gittal könnte es z. B. nützlich sein, den
Standort eines Kinderspielsplatzes oder Streichelzoos auf mögliche Rückzugsräume
des Wolfes abzustimmen.
Eine ganze Reihe mathematischer Methoden
erlaubt es, verschiedene Alternativen einer Entscheidung aufgrund bestimmter
Kriterien und Wertungen gegeneinander abzuwägen. Oft kommt ein Methodenmix zum
Einsatz. Komplexe Entscheidungsunterstützungs-Systeme (Decision Support Systems,
DSS) helfen den Entscheidungsträgern, die verschiedenen Optionen zu
vergleichen.
Handelt es sich um ein räumliches Entscheidungsproblem,
so ist die Integration von Entscheidungsunterstützungsmethoden in ein GIS
zielführend. Ein GIS übernimmt das Datenmanagement, erweitert die DSS-Logik um
räumliche Analysefunktionen und ermöglicht den Zugang zu den Eingangsdaten und
den Resultaten durch kartographische Darstellungen. Die Kombination von DSS und
GIS erleichtert es den Entscheidungsträgern, Alternativen gegeneinander
abzuwägen, und sie kann zu transparenten und damit objektiveren Entscheidungen
führen.
Zwei typische Beispiele für Eignungskarten
- Landwirtschaftliche Eignungskarte Gemeinde Pratteln: Die landwirtschaftlichen Eignungskarten geben Auskunft darüber, welche Kulturen an einem bestimmten Standort mit gutem Erfolg angebaut werden können, ohne die Fruchtbarkeit des Bodens zu gefährden.
- FAO: Land Suitability Maps for Rainfed Cropping - Die Welternährungsorganisation (FAO) bietet Eignungskarten der Welt für verschiedene Feldfrüchte.
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Informieren Sie sich über die Sachlage des Fallbeispiels "St. Gittal". Studieren Sie dazu die zwei angegebenen Texte: KORA: Dokumentation Wolf und (KORA 2005) Facts: „Die Räuber kommen wieder“ (Baumgartner 1995)
- Versuchen Sie die Akteure und ihre Hauptziele zu identifizieren
- Welche Kriterien sind aus Ihrer Sicht für eine Interessenabwägung interessant?